Und wieder mal reisten wir mit dem
Nachtbus weiter (schon zum vierten Mal in Kolumbien), da die Distanzen und/oder
Höhendifferenzen einfach riesig sind. Um 5:00 Uhr
morgens kamen wir in El Cocuy (2,800m) an, von wo wir unsere
Trekkingtour in den
Nationalpark Cocuy starteten. Glücklicherweise
sind die Bewohner von El Cocuy Frühaufsteher, denn um 5:00 Uhr sperrte
das erste Lokal auf und um 6:00 Uhr wimmelte es in den Gassen
geschäftig. So konnten wir früh morgens die restlichen Utensilien
für unsere Trekkingtour organisieren (z.B. Gas für unseren Kocher)
und Teile unseres Gepäcks in einem Hotel hinterlegen.
Da Teile des
Nationalparks gesperrt wurden, konnten wir leider keine Rundtour
machen. Der Grund für die Sperrung ist verständlich: 1) Der
Nationalpark war in der Vergangenheit ein Besuchermagnet und
leider nahmen die Touristen ihren Müll nicht konsequent mit. 2) Aufgrund
der vielen Menschen glich der Nationalpark einem öffentlichen WC ... 3) Des Weiteren wollen die indigenen Bewohner ihren
Lebensraum schützen und den Kontakt mit Touristen meiden. Dies trübte unsere Freude ein
bisschen, da wir nicht genau wussten, was wir schliesslich sehen
und machen konnten. Die Sorge war jedoch unbegründet, denn
der Nationalpark präsentierte sich von seiner schönsten Seite und war definitiv ein weiteres
Highlight unserer Reise durch Südamerika:
Tag 1: Ein Jeep brachte uns zum ersten Zeltplatz (3,800m). Aufgrund der Höhe
und der unruhigen Nacht im Bus stellten wir als Erstes das Zelt auf
und schliefen ein bisschen (drei Stunden :). Am Nachmittag
unternahmen wir zwei kurze Wanderungen und genossen die erste
Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel (über 5,000m). Grundsätzlich
gingen wir den Tag recht gemütlich an, um uns bestens für die bevorstehenden Wanderungen zu
akklimatisieren.
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Während der fünf Tage im Nationalpark haben wir uns hauptsächlich selbstversorgt:
Morgens: Haferflocken mit Kokosraspeln, Nüssli und Rosinen;
Mittags: Brot und Käse;
Zwischenverpflegung: Schoki (300g) und Müsliriegel (30 Stück);
Abendessen: Pasta.
Was is übriggeblieben? Gar nix! Alles wegzwickt, denn der Hunger war immer GROSS. :) | | |
Tag 2: Zu Fuss ging es nun zum zweiten
Zeltplatz (Lagunillas), der nur etwa 100m höher lag als der erste. Die Wanderung
dauerte etwa 1 1/2 Stunden und führte uns durch ein üppig grünes
Tal. Nachdem wir das Zelt wieder aufgestellt hatten, entschlossen wir
uns, zum Cusuri Pass (4,405m) weiter zu wandern. Ohne Gepäck liess sich die Aussicht auf die unzähligen Lagunen und Berggipfel
besser geniessen. :) Nach dem Abendessen ging es recht bald in die Federn.
Erstens wird es hier schon um 18 Uhr dunkel und dann auch unglaublich
kalt. Des Weiteren stand am nächsten Tag unsere Gipfelbesteigung „Pan de
Azucar“ (5,130m) an.
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Reto vor einer der unzähligen Lagunen auf dem Weg zum Cusuri Pass. |
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Wir hatten Glück mit dem Wetter, denn es regnete nur einmal ganz kurz in den fünf Tagen. |
Tag 3: Tagwache war um 3:10 Uhr. Frühstück gab es in der naheliegenden Unterkunft um 3:30 Uhr. Um 4
Uhr ging's los - bewaffnet mit Stirnlampe, Steigeisen und Pickel (und natürlich Müsliriegel im Hosensack :).
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3:00 Uhr Tagwache im eisumhüllten Zelt. |
Perfekt akklimatisiert wanderten wir recht flott los. Auf ca. 4,800m erreichten wir den Gletscher. Ein eisiger Wind
blies uns um die Ohren. Wir zogen die Steigeisen an, banden uns ins
Seil und weiter ging es. Wir kamen wirklich recht gut vorwärts und
die Höhe machte uns nichts aus. Der Sonnenaufgang war wunderbar und
tauchte die Gipfel in ein zartes Rosa. Die Vorfreude auf den Gipfel
stieg und stieg. Wenige Meter unter dem Gipfel gab es jedoch eine heikle Stelle und wir entschlossen uns umzudrehen. Unser Guide (zarte 21) machte uns keinen vertrauenswürdigen
Eindruck. Er verlor beim Aufstieg seine Brillenhülle und einen
Handschuh (da der Wind sehr stark blies), er brauchte recht lange beim
Einbinden ins Seil und er war nicht 100% trittsicher. Bis anhin war
die Route technisch nicht anspruchsvoll, doch kurz vor dem Gipfel
wurde es sehr steil und etwas ausgesetzt und der Wind blies heftig. Der Guide
wollte einfach am langen Seil weitergehen. Das ist für eine solche Situation sehr unpassend und wir drehten deshalb ein paar Meter unter dem Gipfel um. Die Aussicht war
dennoch phänomenal und wir fühlten uns wie Gipfelstürmer. :)
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Aussicht auf die Laguna Grande de la Sierra und die schneebedeckten Gipfel des Nationalparks. |
Der Abstieg war ebenfalls super schön.
Wir gingen noch zum Pulpito del Diablo und berührten den
eindrucksvollen Stein. Dies bringt anscheinend Glück. Jetzt wo die
Sonne schien, machten wir natürlich viele Fotos. Um ca. 12 Uhr erreichten wir
wieder den Zeltplatz.
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Auf dem Weg nach unten blicken wir nochmal zurück zum Gipfel. |
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Beim Abstieg auf dem Weg zum Pulpito del Diablo. |
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Wieder Gestein unter den Füssen mit Blick zurück auf den Pulpito del Diablo. |
Tag 4: An diesem Tag wechselten wir den Zeltplatz und wanderten von Lagunillas (3,900m) zu Esperanza (3,600m). Nachdem wir das Zelt wieder aufgeschlagen hatten, gesellten wir uns zu den Bewohnern und Gästen des Hauses Esperanza. Wir wurden freundlich empfangen und mit Kaffee, Tee und Kuchen verwöhnt. Wieder mal wurden die Kolumbianer ihrem Ruf, besonders freundlich zu sein, gerecht. :)
Tag 5: Am letzten Tag im Nationalpark El Cocuy führte es uns zur Laguna Grande de la Sierra auf ca. 4,600m, welche wir vom Gipfel des Pan de Azucar schon bewundern durften. Der Weg führte uns durch das Valle de Frailejones. Frailejon ist eine Pflanze, welche nur im Paramo der Anden wächst. Bei der Lagune angelangt genossen wir wieder die schneebedeckten Gipfel der umliegenden 5000er. Wir waren ganz alleine, was das Naturschauspiel nochmals zu etwas ganz Besonderem machte. Wie schön ist doch unsere Mutter Erde!!
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Reto neben einer Frailejon, einer Pflanze, welche nur im Paramo von Ecuador und Kolumbien wächst. |
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Wir waren ganz alleine an diesem wunderbaren Ort auf ca. 4,600m.
Ein eindrucksvoller Abschluss einer wunderbaren Wanderung. |
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