Dienstag, 31. Dezember 2013

Cartagena


Nach den Tagen in der Höhe mit Kälte und Schnee sind wir weiter nach Norden an die warme und feuchte Karibikküste gereist. Nicht in vielen Ländern findet man solche Gegensätze. Gleich nebenan war es dann trotzdem nicht. Insgesamt haben wir 31 (!) Stunden im Bus verbracht um von El Cocuy nach Cartagena zu gelangen. Irgendwann fährt das Gehirn seine Funktion auf ein Minimum herunter und die Zeit vergeht ziemlich schnell ;-). Vor allem auf dem ersten Streckenteil würden einige Tunnels die Reise massiv verkürzen.

Ein spontanes Klassenfoto (wir wurden darum gebeten :->).
Die Burg, ein wesentlicher Bestandteil des Befestigungsanlage.
 
Cartagena ist eine wunderschöne Stadt mit total karibischem Flair. Es ist wirklich heiss hier, das Thermometer hat 34°C erreicht und wir waren die ganze Zeit am schwitzen. Früher wurden viele afrikanische Sklaven in diese Gegend verschifft um auf den Bananenplantagen zu arbeiten. Viele sind geblieben und der Anteil an Dunkelhäutigen ist entsprechend hoch in Cartagena. Aktuell leben hier etwas weniger als eine Million Einwohner, womit die Stadt die fünftgrösste Stadt Kolumbiens ist.

Die Stadt war schon früh ein wichtiger Handelshafen. Dadurch wurde sie auch zu einem attraktiven Ziel für Piraten. Als Antwort auf diese Bedrohung wurde eine massive Verteidigungsanlage um die damalige Stadt erbaut. Die Altstadt innerhalb dieser Mauern ist sehr schön anzusehen mit farbigen Gebäuden, diversen Balkonen mit bunten Blumen und Palmen. Gleichzeitig floriert der Handel in der Stadt, was sich an einer Skyline mit etlichen hohen Geschäftshäusern erkennen lässt. 

Eindrücke der Altstadt.


Sicht auf Cartagena mit Hafen und hohen Bürogebäuden (die Leute sind wirklich um ihre Aussicht zu beneiden).
Rechts würde die eingemauerte Altstadt beginnen.



Sonntag, 22. Dezember 2013

Nationalpark El Cocuy

Und wieder mal reisten wir mit dem Nachtbus weiter (schon zum vierten Mal in Kolumbien), da die Distanzen und/oder Höhendifferenzen einfach riesig sind. Um 5:00 Uhr morgens kamen wir in El Cocuy (2,800m) an, von wo wir unsere Trekkingtour in den Nationalpark Cocuy starteten. Glücklicherweise sind die Bewohner von El Cocuy Frühaufsteher, denn um 5:00 Uhr sperrte das erste Lokal auf und um 6:00 Uhr wimmelte es in den Gassen geschäftig. So konnten wir früh morgens die restlichen Utensilien für unsere Trekkingtour organisieren (z.B. Gas für unseren Kocher) und Teile unseres Gepäcks in einem Hotel hinterlegen.

Da Teile des Nationalparks gesperrt wurden, konnten wir leider keine Rundtour machen. Der Grund für die Sperrung ist verständlich: 1) Der Nationalpark war in der Vergangenheit ein Besuchermagnet und leider nahmen die Touristen ihren Müll nicht konsequent mit. 2) Aufgrund der vielen Menschen glich der Nationalpark einem öffentlichen WC ... 3) Des Weiteren wollen die indigenen Bewohner ihren Lebensraum schützen und den Kontakt mit Touristen meiden. Dies trübte unsere Freude ein bisschen, da wir nicht genau wussten, was wir schliesslich sehen und machen konnten. Die Sorge war jedoch unbegründet, denn der Nationalpark präsentierte sich von seiner schönsten Seite und war definitiv ein weiteres Highlight unserer Reise durch Südamerika:

Tag 1: Ein Jeep brachte uns zum ersten Zeltplatz (3,800m). Aufgrund der Höhe und der unruhigen Nacht im Bus stellten wir als Erstes das Zelt auf und schliefen ein bisschen (drei Stunden :). Am Nachmittag unternahmen wir zwei kurze Wanderungen und genossen die erste Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel (über 5,000m). Grundsätzlich gingen wir den Tag recht gemütlich an, um uns bestens für die bevorstehenden Wanderungen zu akklimatisieren.

Während der fünf Tage im Nationalpark haben wir uns hauptsächlich selbstversorgt:
Morgens: Haferflocken mit Kokosraspeln, Nüssli und Rosinen;
Mittags: Brot und Käse;
Zwischenverpflegung: Schoki (300g) und Müsliriegel (30 Stück);
Abendessen: Pasta.
Was is übriggeblieben? Gar nix! Alles wegzwickt, denn der Hunger war immer GROSS. :)
Tag 2: Zu Fuss ging es nun zum zweiten Zeltplatz (Lagunillas), der nur etwa 100m höher lag als der erste. Die Wanderung dauerte etwa 1 1/2 Stunden und führte uns durch ein üppig grünes Tal. Nachdem wir das Zelt wieder aufgestellt hatten, entschlossen wir uns, zum Cusuri Pass (4,405m) weiter zu wandern. Ohne Gepäck liess sich die Aussicht auf die unzähligen Lagunen und Berggipfel besser geniessen. :) Nach dem Abendessen ging es recht bald in die Federn. Erstens wird es hier schon um 18 Uhr dunkel und dann auch unglaublich kalt. Des Weiteren stand am nächsten Tag unsere Gipfelbesteigung „Pan de Azucar“ (5,130m) an.

Reto vor einer der unzähligen Lagunen auf dem Weg zum Cusuri Pass.


Wir hatten Glück mit dem Wetter, denn es regnete nur einmal ganz kurz in den fünf Tagen.



















Tag 3: Tagwache war um 3:10 Uhr. Frühstück gab es in der naheliegenden Unterkunft um 3:30 Uhr. Um 4 Uhr ging's los - bewaffnet mit Stirnlampe, Steigeisen und Pickel (und natürlich Müsliriegel im Hosensack :).
3:00 Uhr Tagwache im eisumhüllten Zelt.

Perfekt akklimatisiert wanderten wir recht flott los. Auf ca. 4,800m erreichten wir den Gletscher. Ein eisiger Wind blies uns um die Ohren. Wir zogen die Steigeisen an, banden uns ins Seil und weiter ging es. Wir kamen wirklich recht gut vorwärts und die Höhe machte uns nichts aus. Der Sonnenaufgang war wunderbar und tauchte die Gipfel in ein zartes Rosa. Die Vorfreude auf den Gipfel stieg und stieg. Wenige Meter unter dem Gipfel gab es jedoch eine heikle Stelle und wir entschlossen uns umzudrehen. Unser Guide (zarte 21) machte uns keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Er verlor beim Aufstieg seine Brillenhülle und einen Handschuh (da der Wind sehr stark blies), er brauchte recht lange beim Einbinden ins Seil und er war nicht 100% trittsicher. Bis anhin war die Route technisch nicht anspruchsvoll, doch kurz vor dem Gipfel wurde es sehr steil und etwas ausgesetzt und der Wind blies heftig. Der Guide wollte einfach am langen Seil weitergehen. Das ist für eine solche Situation sehr unpassend und wir drehten deshalb ein paar Meter unter dem Gipfel um. Die Aussicht war dennoch phänomenal und wir fühlten uns wie Gipfelstürmer. :)
Aussicht auf die Laguna Grande de la Sierra und die schneebedeckten Gipfel des Nationalparks.
Der Abstieg war ebenfalls super schön. Wir gingen noch zum Pulpito del Diablo und berührten den eindrucksvollen Stein. Dies bringt anscheinend Glück. Jetzt wo die Sonne schien, machten wir natürlich viele Fotos. Um ca. 12 Uhr erreichten wir wieder den Zeltplatz.
Auf dem Weg nach unten blicken wir nochmal zurück zum Gipfel.
Beim Abstieg auf dem Weg zum Pulpito del Diablo.

Wieder Gestein unter den Füssen mit Blick zurück auf den Pulpito del Diablo.




















Tag 4: An diesem Tag wechselten wir den Zeltplatz und wanderten von Lagunillas (3,900m) zu Esperanza (3,600m). Nachdem wir das Zelt wieder aufgeschlagen hatten, gesellten wir uns zu den Bewohnern und Gästen des Hauses Esperanza. Wir wurden freundlich empfangen und mit Kaffee, Tee und Kuchen verwöhnt. Wieder mal wurden die Kolumbianer ihrem Ruf, besonders freundlich zu sein, gerecht. :)
Tag 5: Am letzten Tag im Nationalpark El Cocuy führte es uns zur Laguna Grande de la Sierra auf ca. 4,600m, welche wir vom Gipfel des Pan de Azucar schon bewundern durften. Der Weg führte uns durch das Valle de Frailejones. Frailejon ist eine Pflanze, welche nur im Paramo der Anden wächst. Bei der Lagune angelangt genossen wir wieder die schneebedeckten Gipfel der umliegenden 5000er. Wir waren ganz alleine, was das Naturschauspiel nochmals zu etwas ganz Besonderem machte. Wie schön ist doch unsere Mutter Erde!!
Reto neben einer Frailejon, einer Pflanze, welche nur im Paramo von Ecuador und Kolumbien wächst.

Wir waren ganz alleine an diesem wunderbaren Ort auf ca. 4,600m.
Ein eindrucksvoller Abschluss einer wunderbaren Wanderung.

Villa de Leyva

Das herzige Dörfchen Villa de Leyva (2,140m) im Landesteil Boyaca hatten wir sofort ins Herz geschlossen. Die Gässchen sind gesäumt mit Blumen, Souvenirläden, Cafes und kleinen Läden. Wir genossen die Ruhe nach dem Rummel der Hauptstadt.

Am ersten Tag besuchten wir den Nationalpark Iguaque mit der gleichnamigen Lagune. Die Wanderung führte uns von ca. 2,500m auf etwa 3,600m. Der Wechsel der Landschaft – vom Nebelwald bis zum Paramo – war fast beeindruckender als die Lagune selber.

Die Landschaft auf dem Weg zur Lagune wurde mit zunehmender Höhe immer karger.















Die heilige Lagune Iguaque.


















Am zweiten Tag genossen wir das kleine Dörfchen an sich, welches den grössten Hauptplatz in ganz Kolumbien hat.

Die nur einstöckigen Häuser mit ihren Ziegeldächern, das jahrhundertalte Kopfsteinpflaster der riesigen Plaza, ...


















... die vielen Cafes und die Kirche mit ihren massigen und niederen Türmen
machen das Dörfchen zu einem wunderbaren Ort der Erholung.





















Am späteren Nachmittag gings nach Tunja und am Abend mit den Nachtbus weiter nach El Cocuy.

Salzkathedrale in Zipaquira

Nach Bogota haben wir uns kontinuierlich Richtung Norden bewegt bis wir an der karibischen Küste angekommen sind. Unser erster, kurzer Zwischenhalt war Zipaquira, ein kleines Dörfchen, welches 2 Stunden nördlich von Bogota liegt. Zuerst mussten wir uns aber vom Zentrum der Grossstadt zum Busbahnhof im Norden kämpfen. Bogota hat keine U-Bahn oder S-Bahn aber ein geniales Bussystem, den Transmilenio. Die überlangen Busse (zwei Glieder) können etwa 300 Personen transportieren (ca. 100 sitzend und 200 stehend!!). Sie sind nicht in den normalen Strassenverkehr eingebunden sondern haben ihre eigene Fahrbahn. D.h. man kommt eigentlich unglaublich schnell vorwärts, dennoch, wir brauchten eine Stunde (inkl. 2 Mal umsteigen) bis wir in den Norden der Stadt gelangten.

Nach ca. 4 Stunden hatten wir unser Ziel erreicht. Zipaquira ist ein kleines Dörfchen, welches ein hübsches Zentrum inkl. Kirche am Hauptplatz hat (wie fast jede kolumbianische Stadt ;).


Wir widmeten uns daher gleich dem Highlight des Ortes – eine komplett aus Salz gebaute Kirche in einer Salzmine, welche bis zu 180 m tief in der Erde liegt. Die unterirdische Salzkathedrale gehört mit 120 Metern Länge zu den größten religiösen Bauwerken der Welt und war zuerst ausschliesslich eine Salzmine bis diese irgendwann mal zu einer Kathedrale umfunktioniert wurde.

Die unterirdische Salzkathedrale war riesig und sehr beeindruckend!

Im Innern der Höhlenkirche ist alles aus Salzkristall gemeißelt: zahlreiche monumentale Kreuze, zierliche Engel und einige Madonnenstatuen – alles aus Salz. Neben der Hauptkathedrale befinden sich kleine Kapellen und ein Kreuzweg (Via Crucis), dessen 14 Stationen durch eine Anzahl labyrinthartiger Tunnel miteinander verbunden sind.

Eine Station des Kreuzweges.
Am gleichen Tag ging es mit dem Bus weiter nach Villa de Leyva.

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Bogota

Plaza de Bolivar, Hauptplatz Bogotas mit Catedral  im Hintergrund
Nach Medellin sind wir per Nachtbus in zehn Stunden in die Hauptstadt Bogota (7.6 Millionen Einwohner) weitergereist.  Diese Stadt liegt auf 2600 m über Meer und ist dadurch deutlich kühler als Medellin. Auch sonst ist Bogota anders. Im Zentrum sind die Strassen viel breiter und die Stadt macht einen etwas majestätischen Eindruck. Im antiken Teil, der Candelaria, gehts dann wieder in engen Strässchen auf und ab. Hier gibt es viele Kaffees mit leckeren Köstlichkeiten und natürlich ausgezeichnetem Kaffee (im "vieja Suiza" (alte Schweiz) haben wir einen sehr köstlichen Apfelstrudel gefunden).

Aussicht auf die Stadt vom Cerro de Monserrate
Im Osten der Stadt liegen grüne Hügel, ähnlich wie in Medellin. Auch hier ist auf der anderen Seite der Hügel nichts als Wald. Auf dem einen Hügel, dem Monserrate, steht eine Kirche mit super Aussicht auf die Stadt. Nebst der Möglichkeit die rund 400 Hm hochzugehen, kann man eine Seilbahn oder (!) eine Standseilbahn nehmen. Der Kick soll bei der Seilbahn grösser sein, wir haben uns für die Standseilbahn entschieden :-)

Ausserdem waren wir noch im botanischen Garten von Bogota. Dieser ist riesig und sehr schön angelegt. Zahlreiche Orchideen, tropische Pflanzen und Wüstengewächse sind einige der Gründe, weshalb sich dieser Besuch gelohnt hat.























Bogota hat noch weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Wir werden Ende Januar nochmals hier vorbeikommen um von hier über Buenos Aires nach Ushuaia zu fliegen (das ist zumindest der Plan). Dann werden wir zum Glück nochmals Zeit haben, diese interessante Stadt genauer kennen zu lernen.

Medellin

Nach Salento sind wir nach Medellin weitergereist. Die Stadt hat 2.4 Millionen Einwohner und ist damit die zweitgrösste Stadt Kolumbiens. Im Ausland hat sie wie das gesamte Land kein gutes Image und ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung in Kolumbien. Manchen von euch wird der Name Pablo Escobar ein Begriff sein. Bis 1993 war er DER Drogenbaron und beherrschte die damals mörderischste Stadt der Welt mit seinen Sicarios (Auftragskiller, die ihre Opfer vom Motorrad aus erschossen). Escobar hatte mit Drogen so viel Geld gemacht, dass er der Regierung anbot, die gesamten Auslandschulden des Landes zu begleichen ;-)

Die Stadt war tabu für Touristen. Dann wurde Escobar von der Polizei erschossen und die Stadt hat seither eine gewaltige Entwicklung durchgemacht. Mittlerweile fühlt man sich auch hier sicher (wenn man sich an gewisse Regeln hält, um Mitternacht hat man im Armenviertel zum Beispiel nichts zu suchen, aber das hat man auch in anderen Städten nicht) und es herrscht Ordnung. Die Stadt hat die einzige Metro des Landes und wir haben davon regelmässig Gebrauch gemacht.

Medellin hat auch sonst viele Vorzüge. Die Stadt ist sehr schön zwischen bewaldeten Hügeln gelegen und hat durch ihre Höhenlage ein sehr angenehmes Klima: kühler als die heisse Pazifikküste aber wärmer als höher gelegene Städte wie zum Beispiel Bogota. Eine Seilbahn führt über das Armenviertel hinweg auf einen angrenzenden Hügel und weiter ins Grüne. So ist man in nur 20 Minuten komplett raus aus der Stadt und voll in der Natur!


Catedral Metropolitana

Aus der Gondel über ärmeren Gegenden der Stadt.

In der Weihnachtszeit wetteifern zahlreiche kolumbianische Städte im Schmücken ihrer Flüsse mit Lichtern. Meistens schwingt Medellin oben aus. Für unser Verständnis ist das ganze sehr kitschig, wie jegliche andere Weihnachtsbeleuchtung (ohne Schnee kann das ja nicht wirken!), aber interessant und eindrücklich war es allemal.

"Alumbrado" (Kerzerlfest) in Medellin


Riesenkrippe am Fluss (hier ist nur ein kleiner Ausschnitt davon zu sehen).

Kolumbien

Anfangs Monat sind wir fast etwas unbemerkt in Kolumbien eingereist. In der Zwischenzeit sind wir schon mehr als zehn Tage in Kolumbien unterwegs und haben noch gar nicht so viel über dieses Land an sich erzählt. In Europa assozieren die meisten Leute mit Kolumbien Gewaltverbrechen (Stichwort FARC) und Drogen.

Ist man aber einmal hier, fallen einem viele andere Dinge auf: sehr freundliche, hilfsbereite und ehrliche Leute (wir wurden bereits am dritten Tag hier von einer kolumbianische Familie zum Kaffee eingeladen), wunderschöne Landschaften, schöne Kolonialarchitektur und ausnahmslos guter Kaffee (was wir nach Ecuador sehr schätzen). Ausserdem muss man hier bei allem verhandeln, auch bei Preisen für die Busfahrt. Gestern wollte uns einer ein Busticket für 38000 Pesos verkaufen. Silvia hat gemeint, 30000 würden auch reichen und schon wurde aus der 8 auf dem Ticket eine 0 (im Bus haben wir dann erfahren, dass 19000 gar nicht so abwegig gewesen wäre, zumindest hat ein Kolumbianer so viel bezahlt).

Das Land ist sehr abwechslungsreich und riesig, etwa so gross wie Frankreich, Spanien und Portugal zusammen!!! Die drei Gebirgsketten, die sich von Süden nach Norden durch das Land ziehen verlängern die Transportwege zusätzlich. Deshalb haben wir uns angewöhnt, über Nacht zu reisen. Dadurch sparen wir Zeit und Geld (keine Kosten für Hostels) und bisher haben wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Drei Nachtbusse in sechs Tagen habe uns auf jeden Fall nicht umgehauen.



An das negative Image Kolumbiens wird man höchstens durch regelmässige Polizeikontrollen und zahlreiche bewaffnete Polizisten und Soldaten erinnert. Dadurch fühlt man sich hier aber auch sicher. In dieser Hinsicht hat Kolumbien in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht und insbesondere die FARC weit zurückgedrängt. Insgesamt läuft hier alles erstaunlich geordnet ab. In gewissen Aspekten könnte sich auch Europa ein Vorbild nehmen. So gibt es in zahlreichen Städten am Sonntag autofreie Strassen, die intensiv von Fussgängern und Radfahrern genutzt werden (die Kolumbianer sind ganz allgemein sehr sportlich, Fussball und Radfahren sind hoch im Trend).

Natürlich gibt es Ausnahmen. So machten wir in Bogota unsere erste negative Erfahrung: Ein Passant versuchte unseren am Boden liegenden Rucksack zu ergreifen und damit davonzulaufen. Es war ein sehr plumper Versuch und ich konnte sehr schnell reagieren. Da der Rucksack auch noch ziemlich schwer war, liess der Typ auch sofort wieder von dem Rucksack ab. Ich glaube nicht, dass er weit gekommen wäre, aber dieser Zwischenfall war eine gute Erinnerung daran, dass man trotz all der guten Erfahrungen immer auf der Hut sein muss.

Ich denke, ihr könnt nun gut verstehen, dass es uns hier in Kolumbien sehr gut gefällt. Wir haben eigentlich nur ein Problem hier: viel zu wenig Zeit um diesem vielfältigen Land gerecht zu werden und alles zu sehen

Ps: Kolumbien ist an der Fussballweltmeisterschaft vertreten und in einer Gruppe mit Griechenland, Japan und der Elfenbeinküste. Ein gutes Los wie viele sagen.



Montag, 9. Dezember 2013

Zona Cafetera: vom Kaffeeanbau bis zur dampfenden Tasse schwarzen Genuss

Als leidenschaftliche Kaffeetrinker (am liebsten Espresso, schwarz, ohne Zucker => mmhhhh) konnten wir uns eine Führung, vom Kaffeeanbau bis zur dampfenden Tasse, nicht entgehen lassen. Wir haben viel gelernt über unser liebstes “Büroelixier”. Dieser Eintrag ist recht umfassend, damit wir die Details der Kaffeeproduktion auch noch in Zukunft nachlesen können. Für Nicht-Kaffeetrinker daher vielleicht nicht so interessant?!
Die Finca Don Eduardo in Salento, wo wir die Führung machten.
Allgemeine Informationen:
Gastgeber Tim führte uns über die Farm und erklärte uns den Kaffeeanbau bis ins letzte Detail: Kolumbien ist nach Brasilien, Vietnam und Indonesien der viertgroesste Produzent von Kaffee weltweit. Die sogenannte Zona Cafetera, die Kaffeeanbauregion im Herzen Kolumbiens, wurde 2011 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt.

Kaffee-Sträucher benötigen ein ganzjährig ausgeglichenes Klima ohne Temperaturextreme (Durchschnittstemperaturen zwischen 18 und 25 °C), daher liegen die Anbaugebiete ausschliesslich zwischen den Wendekreisen. Die zwei wichtigsten Kaffeesorten sind die folgenden, wobei in Kolumbien ausschliesslich die erste Sorte angebaut wird:
  • Arabica-Kaffee hat einen Weltmarktanteil von ungefähr 60% des produzierten Kaffees. Diese Bohnensorte, die nur die Hälfte des Koffeins im Vergleich zur Robusta-Bohne enthält, ist vor allem wegen ihres Aromas beliebt und berühmt geworden.
  • Robusta hat zirka 36 % Anteil an der Weltproduktion. Von den Farmern wird diese Sorte vor allem wegen ihrer Widerstandsfähigkeit und ihrer kürzeren Reifungszeit (gegenüber der Arabica) geschätzt.
Wie beim Weinanbau spielen auch beim Kaffee viele Faktoren eine Rolle: Beschaffenheit des Bodens, Höhenlage, Klima uvm. Das Klima in Kolumbien unterscheidet sich stark gegenüber Europa – man kennt hier nur zwei Jahreszeiten: Regenzeit und Trockenzeit. Die Temperaturen bleiben über das Jahr weitgehend konstant. Durch das gleichbleibende Klima hängen auf jedem Kaffeebaum Früchte unterschiedlichen Reifegrades. Dies bedeutet, dass man immer wieder ernten muss (grösstenteils jedoch in der Regenzeit - Okt./Nov. und Apr./Mai). Dies bedeutet weiters, dass man in Kolumbien den Kaffee per Hand ernten muss – nur die roten oder gelben Früchte sind reif.

Zum Vergleich: Die gelben und roten Bohnen sind reif und können weiterverarbeitet warden. Die grünen sind noch unreif. Die schwarzen Bohnen auf dem Teller sind überreif und werden per Hand aussortiert.
Kaffeeanbau
Kaffee wird meistens durch Samen vermehrt. Die Samen werden vom Pergamenthäutchen befreit und ausgesät. Die ersten Blätter des Keimlings erscheinen nach 5 bis 6 Wochen. Dann werden die Jungpflänzchen in Behälter umgepflanzt und weiter kultiviert. Im Alter von acht Monaten werden sie in die Plantage gepflanzt, je nach Sorte in Abständen von ein bis vier Metern. Im Alter von drei bis fünf Jahren ist der Ertrag optimal und bleibt 10 bis 20 Jahre maximal, danach sinkt er.
Jungpflänzchen (5 - 6 Wochen)


Kaffeepflanzen (ca. 8 Monate alt), welche bald gepflanzt werden.

Hier ein reifes, gelbes Böhnchen auf einem Kaffeestrauch.
















Kaffeeverarbeitung
Bei der Aufbereitung werden die Fruchthaut, das Fruchtfleisch (auch Pulpe genannt), der auf dem Pergamenthäutchen befindliche zuckerhaltige Schleim, das Pergamenthäutchen und – soweit möglich – auch das Silberhäutchen entfernt.

Schritt 1: Die Kaffeepflücker liefern die gepflückten Früchte in der Hacienda ab. Um Premiumkaffee zu erhalten, müssen 100% reife Früchte ohne Insektenschaden herangezogen werden. Die Sortierung erfolgt ebenfalls manuell.
Schritt 2: Dann wird in einem „Entpulper“ die Fruchthaut und die Pulpe abgequetscht, das Pergamenthäutchen und daran anhaftender Schleim bleiben an den Kaffeebohnen.
Schritt 3: Durch einen Schwemmkanal und durch Siebe werden die Bohnen in Fermentationsbehälter transportiert. Dort findet eine Gärung (Fermentation) statt, wobei der zuckerhaltige Schleim verflüssigt und damit abwaschbar wird. Dieser Schritt ist extrem wichtig, denn der zuckerhaltige Schleim wird beim Rösten bitter. Robusta-Kaffee sowie brasilianischer und äthiopischer Arabica-Kaffee werden trocken aufbereitet; d.h. der Schleim wird nicht entfernt. In Kolumbien erzeugter Arabica-Kaffee wird nass aufbereitet; d.h. der zuckerhaltige Schleim entfernt. Dies ergibt Kaffee höherer Qualität.

Tim erklärt uns den Entpulper: Der rote Teil quetscht die Bohnen und entfernt somit die Fruchthaut.
Durch das Sieb gelangen die gehäuteten Bohnen in den Fermentationbehälter (siehe blaue Holztruhe unten im Bild).

Schritt 4: Nach 12 bis 36 Stunden Fermentation (so wird das zuckerhaltige Fruchtfleisch entfernt) werden die Bohnen gewaschen und dann zum Trocknen ausgebreitet und bis zu einem Wassergehalt von etwa 12 % getrocknet.
Hier werden die Bohnen getrocknet.
Schritt 5: Nach der Aufbereitung sind die Kaffeebohnen noch vom Pergamenthäutchen umgeben, sogenannter „Pergamentkaffee“. Durch Schälen wird das Pergamenthäutchen und soweit möglich auch das Silberhäutchen entfernt.
Wir dürfen selber Hand anlegen und die Bohnen von den restlichen Häuten entfernen.
Schritt 6: In einer Schlussbehandlung werden noch enthaltene Verunreinigungen abgetrennt und die Bohnen – bei hochwertigen Kaffees mit der Hand – verlesen, das bedeutet nach Größe und Qualität sortiert. Das ergibt den marktfertigen Rohkaffee.
Schritt 7: Der beste Kaffee Kolumbiens geht größtenteils in den Export. Die Einheimischen haben sich an eine (weniger aromatische) Variante “Tinto” gewöhnt – die aus Bohnen niedrigerer (aber immer noch extrem guter) Qualitätsstufe aufgebrüht wird.
Schritt 8: Rösten

Die grünen Kaffeebohnen sind nach ...

... 5 Min. schon goldbraun und ...

... nach weiteren 5 Minuten fast schwarz.




Schritt 9: Mahlen
Wir dürfen wieder Hand anlegen und unseren Kaffee selber mahlen. Es duftet herrlich.


Schritt 10: Aufgiessen und geniessen

We LOVE Columbian coffee! :)