Freitag, 30. Mai 2014

Bergsteigen in der Atacamawüste

Durch unseren Abstecher nach Bolivien, wo wir die Nächte zwischen 3800 m und 4400 m verbracht hatten, waren wir perfekt für die Höhe akklimatisiert. Unser nächstes Abenteuer war klar: "Aufi auf'n Berg!".

Bei unseren Spaziergängen durch San Pedro und Ausflügen in die nähere Umgebung ist uns die atemberaubend schöne Vulkanlandschaften rund um San Pedro aufgefallen! Nebst den vielen über 5500 m hohen Erhebungen finden sich auch einige über der "magischen" Marke 6000 m. Die meisten Besteigungen sind technisch einfach, da die Schneegrenze sehr hoch liegt; die Höhe darf man dennoch nicht unterschätzen.

Wir entschlossen uns als erstes den aktivsten Vulkan, Lascar mit 5592 m, zu besteigen. Am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, wurden wir von unserem Bergführer in einem Geländewagen abgeholt. Nach einer zweistündigen Fahrt erreichten wir die traumhafte Laguna Lejia, wo es ein kleines Frühstück gab.

Frühstück bei der Laguna Lejia auf ca. 4300 m.
Danach ging es mit dem Geländewagen auf unglaubliche 4800 m!!! (Zur Info: Der höchste Berg Europas, Mont Blanc, ist 4810 m hoch.). Obwohl die Sonne schien, war es ganz schön kalt.

Auf etwa 5000m: Blick Richtung Süden auf die Andenkordillere.
Reto und ich fanden rasch einen guten Rhythmus und unser Guide erlaubte uns auf eigene Faust den Gipfel zu besteigen. Unser Guide blieb derweilen bei dem brasilianische Pärchen, welches auch mit von der Partie war. Diese bestiegen zum ersten Mal einen so hohen Berg und hatten dementsprechend Mühe mit der Höhe als auch Kälte. Zu zweit erreichten wir problemlos den Sattel des Vulkans auf ca. 5400 m Höhe.

Am Kratersattel auf ca. 5400 m. Man sieht hier an den Gasen recht gut, dass der Vulkan aktiv ist.
Auf dem Sattel angelangt konnte man sich entscheiden ob man lieber den Westgipfel oder Ostgipfel besteigen möchte. Da der Wind sehr stark blies und die schwefelhaltigen Gase Richtung Osten trieb, bestiegen wir den Westgipfel. Am Gipfel angekommen wollten wir noch eine Runde um den (Sekundär)Krater des Westgipfels drehen, doch der kalte Wind liess diese Extrarunde nicht zu. Da Reto Angst um seinen Zinken ("Nase") hatte (es hatte gefühlte -20 Grad), drehten wir nach ein paar Gipfelfotos wieder Richtung Sattel um. Der Wind war auch extrem böig, sodass wir recht unkoordiniert und unbeholfen den Berg runterstolperten. Am Sattel trafen wir auf unseren Bergführer und die beiden Brasilianer, welche keine Lust und Kraft mehr hatten den Gipfel zu besteigen. Das war uns sogar sehr recht. Leichten Fusses rutschten wir zum Auto hinab - eindeutig ein Vorteil des losen Vulkangerölls. 

Volleingemummelt auf dem Vulkan Lascar 5592 m über Meer.
Wir hatten eine Traumfernsicht auf die Andenkordillere.
Dieses war der erste Streich und der zweite folgte sogleich. :)

Wir gönnten uns einen Tag Pause in San Pedro bevor wir am darauffolgenden Tag den nächsten Vulkan in Angriff nahmen - Sairecabur mit 5980 m, Unser Tourguide holte uns um 4:30 Uhr im Hostel ab. Auf etwa 4300 m gab es wieder ein kleines Frühstück. Diesmal fuhren wir mit dem Auto sogar auf sagenhafte 5200 m!!! Unglaublich was die Geländewagen alles so aushalten und wo die überall drüber- und durchfahren können! Kurz nach Sonnenaufgang starteten wir Richtung Gipfel.

Die Besteigung von Sairecabur war definitiv schwieriger und anstrengender als die von Lascar. Gleich zu Beginn stiegen wir in eine steile Flanke mit losem Vulkangestein: ein Schritt hoch - ein halber zurück, ein Schritt hoch - ein halber zurück, ... Gesprochen wurde nicht viel, da wir uns auf den Weg und die Atmung konzentrieren mussten. Man bedenke, dass wir auf nur 2400 m übernachtet und mit dem Auto knapp 3000 Höhenmeter zurücklegt hatten. Der Mangel an Sauerstoff machte sich beim Wandern sofort bemerkbar.

Nach gut einer Stunde kamen wir am Ende dieser Passage in einer flachen Mulde an. Klar war das Bergsteigen anstrengend, aber die Kälte machte uns viel mehr zu schaffen. Leider konnte unser Tourguide (ein anderer als bei Lascar) keine weiteren Handschuhe besorgen. Somit hatten wir nur unsere eigene Ausrüstung und Schuhe, die gut, aber grenzwertig war für so einen hohen Berg. Obwohl die Sonne nun schon auf unsere Kleidung schien, vermochte diese nicht wirklich Verbesserung, also Wärme, zu bringen. Die Füsse schmerzten und die Gesichter waren über die Nase aus bedeckt mit Halstüchern und Schals um Erfrierungen zu verhindern.

Nach nur 2 Stunden und 20 Minuten erreichten wir den Gipfel. Wir haben wieder mal eine Bestleistung hingelegt und Jorge, unser Tourguide, war beeindruckt von unserer Fitness. Hier ein paar Gipfelimpressionen:


Ja, das bin ich, einfach voll eingemummelt.
Bei den Beinen hatte ich drei (!) Schichten und am Oberkörper trug ich sechs (!).
Reto (links) mit unserem Tourgide Jorge.
Dieses war der zweite Streich und der dritte folgt leider nicht sogleich. :(

Ich würde an dieser Stelle nun gerne schreiben, dass wir erfolgreich einen 6000er bestiegen haben. Der Wind, die Kälte und unser unzureichendes Material zwangen uns dazu, trotz bester Akklimatisation und körperlicher Fitness, den letzen Gipfel (Pili 6046 m) abzusagen. Unser Tourguide konnte leider keine besseren (wärmeren) Schuhe und Handschuhe organisieren. :( Und da wir unsere Zecherl und Finger in Zukunft noch brauchen, reisten wir schweren Herzens ohne 6000er im Gepäck am nächsten Tag weiter nach Salta, Argentinien.

Montag, 12. Mai 2014

Salar de Uyuni

San Pedro de Atacama liegt sehr nahe an der Grenze zu Bolivien. Der Altiplano jenseits der Grenze hat zahlreiche Naturschönheiten zu bieten und so haben wir uns entschieden, einen viertägigen Abstecher nach Bolivien zu machen. Wir haben dieses verlassene Fleckchen Erde in einer geführten Tour in einem  Allradfahrzeug erkundet. Auf unserer Fahrt nach Uyuni und zurück haben wir eine umwerfende und sehr einmalige Natur erlebt. Das Highlight war definitiv der Salar de Uyuni, eine 12000 Quadratkilometer grosse Salzwüste. Daneben kamen wir aber auch an Geysiren, Lagunen in diversen Farben, einem Zugfriedhof, Thermalbädern, vom Wind geformten Felsskulpturen und vielen Flamingos vorbei. Wie es der Name bereits sagt, liegt diese Region sehr hoch und wir waren stets zwischen 3600 und 5000 müM unterwegs.
Bolivien ist wohl das ärmste Land Südamerikas. Seine Bodenschätze wurden seit der Ankunft der Spanier systematisch ausgebeutet und der Lokalbevölkerung ist vom Ressourcenreichtum nicht viel geblieben. Diese Armut und damit der grosse Unterschied zu Chile war nicht zu verkennen. Leider schien es auch, dass sich die Mehrheit der Leute fast schon Mühe gab, unfreundlich zu Touristen zu sein. 

Unser Fahrzeug, es war geräumiger als man denken könnte.
Eine der vielen traumhaften Lagunen bei stets gutem Wetter.
Bei den Geysiren. Teils waren es nur blubbernde Schlammbecken, teils dampfte und pfiff es wie wild.
"Arbol de Piedra", Baum aus Stein, vom Wind geformt
Bei der Laguna colorada. Hier sticht vor allem die Farbe rot heraus.

Das Salzhotel, hier ist einfach alles aus Salz.
Sonnenaufgang über dem Salar (von der "Insel" Incahuasi aus betrachtet)
Auf dem Zugfriedhof: Hier werden nicht mehr gebrauchte Dampfloks ausrangiert
Einer der zahlreichen Flamingos, die wir von ganz nah sehen konnten.
Es ist schon eindrücklich, dass die auf über 4000 müM leben.

So viel kann ich gar nicht zugenommen haben,
sonst würde mich die Flasche nie halten


Zwei typisch bolivianische "Cholitas"



San Pedro de Atacama

Unser letztes Ziel in Chile war das Dörfchen San Pedro, welches im Norden Chiles auf ca. 2400 m in der Atacamawüste liegt. Wir verbrachten einige Tage in der - so sagte man uns - trockensten Wüste der Welt. Die niedrige Luftfeuchtigkeit und die stechende Sonne brachten uns untertags ganz schön ins Schwitzen. Unser Wasserkonsum stieg auf sicher 5 Liter pro Tag und Person. Die Nächte waren dafür umso kälter und für ein paar Ausflüge brauchten wir sogar unsere Daunenjacken. Da San Pedro eine kleine Oase in der Wüste und die Gegend unwegsam ist (Jeeps sind das typische Fortbewegungsmittel), waren wir an die lokalen Touristenbüros gebunden. Da wir bis anhin sehr viel selbst organisiert, geplant und durchgeführt hatten, waren wir anfangs ob der Touristenscharen und -abfertigung "schockiert". Wir gewöhnten uns aber schnell an die Massen und genossen die Vorzüge der touristischen Stadt wie Cafes und Eisdielen. :)

Unser erster Ausflug brachte uns ins Valle de la Luna (Tal des Mondes). Wir spazierten durch das vegetationsarme Gebiet mit eindrücklichen Felsformationen und Dünen. Die Landschaft soll der Oberfläche des Mondes gleichen, daher der Name. Im gleichen Ausflug besuchten wir auch das Valle de la Muerte (Tal des Todes), welches seinen Namen aufgrund der Tatsache erhielt, dass das Tal zu den trockensten Flecken der Erde gehört und dort wirklich nichts wächst.

Ausflug ins Valle de la Luna und Valle de la Muerte
Alex vor einer riesigen Sanddüne im Valle de la Luna.
Sonnenuntergang in der trockensten Wüste der Welt. Rechts im Bild Licancabur (5,920 m) und Sairecabur (5,971 m).
Am darauffolgenden Tag besuchten wir die Ojos del Salar (Augen im Salar) und die Laguna Cejar. Die Ojos del Salar sind zwei Löcher in der Wüste, welche von Menschenhand geschaffen wurden. Man erhoffte sich Öl zu finden, wurde aber nicht fündig. Die aufgegeben Bohrgruben füllten sich natürlich mit Grundwasser und dienen heute den Touristen zur Abkühlung.

Sprung ins kühle Nass - Ojos del Salar
Die Laguna Cejar war echt spitzenklasse!!! Das Wasser ist aufgrund des Salzgehaltes vergleichbar mit dem Toten Meer.
Schwimmen war unnötig und unmöglich. Wir gleiteten schwerelos durch's Wasser und genossen die untergehende Sonne.
Unser nächstes Abenteuer in der Wüste war viel aktiver - Sandboarden. Reto und Alex schlugen sich ganz wacker und beeindruckten unseren Guide und mich mit zahlreichen Kurven im Sand. Ich hingegen, als nicht Snowboarderin, hatte da ganz schön zu kämpfen. Nach drei Stunden, unzähligen Höhenmetern in den Beinen (es gab natürlich keinen Lift) und geschätzten 100 Stürzen, konnte ich die Düne runterfahren und eine bis zwei unkontrollierte Riesenkurven machen. Wir hatten unglaublich viel Spass, und ich Sand bis in die Unterhosen :D

Instruktionen von unserem Guide Jorge, da ich vorher noch nie auf einem Board gestanden bin. 
Sandboarden auf der Sanddüne - der absolute Spass und suuuper anstrengend.
Die Tatio Geysire auf 4,300 m waren sehr beeindruckend und sicher der beste Ausflug, den wir von San Pedro aus gemacht haben. Da man die Geysire am Morgen am besten beobachten kann, begann die Tour schon um 4:30 Uhr. Es hat sich definitiv gelohnt so früh aufzustehen. Wasser trifft unterirdisch auf Magma und tritt in Form von Geysiren und heissen Quellen an die Erdoberfläche. Unser Guide kannte das Geothermalgebiet wie seine Westentasche und wusste genau, wann sich welcher Geysir an die Oberfläche ergoss. Ein traumhaftes Naturschauspiel.




















Da man in der Wüste so schön Sterndal schauen kann, haben wir auch noch eine "Sterndaltour" unternommen. Ein äusserst unterhaltsamer, kanadischer Astronom erklärte uns wie man unser Universum früher (vor ein paar Jahrhunderten) verstand und wie nützlich die Sterne waren und immer noch sind. Des Weiteren zeigte er uns Sternbilder mit seinem ultracoolen Laserpointer. Und schlussendlich durften wir durch 10 Teleskope Planeten und Sterne bewundern.